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Klaxon Gebaeude © Klaxon Mobility GmbH

Klaxon – Von Österreich aus in die weite Welt

13. April 2022

Klaxon wurde 2015 von Enrico Boaretto und Andrea Stella in Österreich gegründet. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für die alltägliche Mobilität von Menschen, die wie die beiden Gründer auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Klaxon hat seinen Sitz in Arnoldstein, nur wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. Klaxon hat sich auf der Weltbühne auf Anhieb als hochinnovatives Unternehmen profiliert, das über eine kreative, topmoderne F&E-Abteilung verfügt und ein weltweites Patent für sein Kopplungssystem, das „Linking System Klaxon®“, besitzt.  

 

 

Unternehmer zu sein ist hier viel einfacher, das österreichische System ist bürgerfreundlich, bürokratisch schnell, strukturiert und transparent. Außerdem hat man hier mehr Planungssicherheit.

Enrico Boaretto Mitbegründer von Klaxon Mobility

Interview mit Enrico Boaretto, Mitbegründer von Klaxon Mobility

 

Was hat Sie und Ihren Partner Andrea Stella dazu bewogen, Klaxon Mobility in Österreich zu gründen?

Es ging uns dabei nicht um eine Standortverlagerung, denn als wir Klaxon 2015 gründeten, lebte ich bereits in Kärnten. Wir haben uns also nicht aus steuerlichen Gründen entschlossen, hier eine Firma zu eröffnen. Die Steuerquote von 25 % ist natürlich vorteilhaft, aber aus unternehmerischer Sicht und in puncto Stress ist der unbestrittene Vorteil Österreichs die schlanke und unkomplizierte Bürokratie. Unternehmer zu sein ist hier viel einfacher, das österreichische System ist bürgerfreundlich, bürokratisch schnell, strukturiert und transparent. Außerdem hat man hier mehr Planungssicherheit. Für mich sind das Vorzüge, die den Steuervorteil bei weitem überwiegen. Wir erhielten Förderungen und profitierten unter anderem komplett kostenlos von einer 18-monatigen Inkubationsphase im Industriepark Villach, einem High-Tech-Cluster, in dem Kärnten beschlossen hat, große Unternehmen wie auch Start-ups anzusiedeln. Wir bekamen Fördermittel, Beiträge für Messen von der Wirtschaftskammer, verschiedene nationale und regionale Subventionen für F&E-Projekte, aber auch und vor allem Unterstützung und Services: Förderungen sind wichtig, aber ebenso wichtig sind die Hilfe und das Entgegenkommen von Menschen. Es war sehr einfach für uns, Klaxon hier zu etablieren, wir wachsen sehr gut und verkaufen in der ganzen Welt.

 

Ist Italien Ihrer Meinung nach weniger wettbewerbsfähig als Österreich, wenn es um die Gründung eines Start-ups geht?

 

Ich habe meine unternehmerische Tätigkeit bereits 2001 in Friaul-Julisch Venetien begonnen, aber dann beschlossen, mit meiner Familie nach Kärnten zu ziehen. In Italien habe ich etwa 60 % meiner Zeit damit verbracht, mich mit der Bürokratie herumzuschlagen und auf Antworten zu warten. Auch wenn die umfassende Organisation des österreichischen Systems etwas anderes vermuten lässt, gibt es in Österreich einige wenige, aber klar definierte Regeln, die in geschäftlichen Belangen wie auch im normalen Leben gelten. Du hast eine Steuergutschrift? Der Betrag wird dir einen Monat später auf dein Konto gutgeschrieben. Dein Projekt kommt gut an? Du bekommst eineinhalb Jahre Inkubation in kostenlosen Büroräumen angeboten, für die du weder Strom noch Reinigung zahlst. In Italien wird ein Unternehmer oft mit Argwohn betrachtet, fast immer besteht der Verdacht, dass Steuern hinterzogen werden oder andere Missstände vorliegen. Vor allem aber macht ein Unternehmer in Italien alles andere als seine eigentliche Arbeit und verbringt die meiste Zeit damit, sich um die rechtlichen und steuerlichen Aspekte seiner Tätigkeit zu kümmern.

 

Wie wurde Klaxon Mobility durch die Beratung und den Support der Austrian Business Agency (ABA) bei Ihrem Gründungsprozess in Österreich unterstützt?

Eine kleine Gruppe italienischer Unternehmer, bzw. generell ein Unternehmer, der ein neues Abenteuer in einem fremden Land wagen will, braucht sehr vieles. Zunächst einmal muss er das Gefühl haben, dass das Gastland die Investition, die er tätigen will, als strategisch betrachtet und dass er dafür jede erdenkliche Unterstützung erhält. Dann gilt es, Schwierigkeiten, die sich aus kulturellen Unterschieden ergeben, vor allem durch die Sprache, zu überwinden und einer möglichen anfänglichen Skepsis mit Vertrauen und Dialog zu begegnen. Für uns war die ABA all das und noch viel mehr: Dank der Unterstützung der Agentur haben wir das österreichische Fördersystem und die hiesige Personalbeschaffung besser verstanden und Kooperationen mit Unternehmen sowie öffentlichen und privaten Einrichtungen initiiert.

 

Klaxon investiert in Österreich viel Geld in F&E: Nutzen Sie die Steuerprämie zur Unterstützung für Unternehmen, die F&E betreiben, oder haben Sie sie genutzt?

Ja, wir konnten jedes Jahr die Forschungsprämie in Anspruch nehmen, die eine Steuergutschrift in Höhe von 14 % der im Laufe des Jahres für Forschung und Entwicklung entstandenen Aufwendungen gewährt. Für Klaxon ist das eine sehr wichtige Hilfe.

 

Wie beurteilen Sie die Kosten in Österreich im Vergleich zu Italien?

Die Lebenshaltungskosten und Personalkosten sind in Österreich meines Erachtens höher. Aus familiärer Sicht denke ich jedoch, dass hier dank des effizienten Sozial- und Gesundheitssystems am Ende des Jahres mehr Kaufkraft in der Tasche bleibt als in Italien.

Mit dem Thema Personal berühren wir allerdings einen wunden Punkt: Gerade in Kärnten ist es schwierig, qualifizierte und zuverlässige Mitarbeiter zu finden, und die Gehälter sind etwas zu hoch.

 

Was vor allem schätzen Sie an Österreich und insbesondere an Kärnten?

Abgesehen von der Arbeit lieben meine Familie und ich das viele Grün und die Ruhe. Meine Tochter ist jung und hat hier die Möglichkeit, drei Sprachen zu lernen und Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Diese Ecke Österreichs ist sehr international geprägt, es lässt sich hier wirklich gut leben. Wie das Klischee des Italieners im Ausland schon besagt, vermisse ich Italien wegen des Essens und des Klimas, aber in der Summe der Vor- und Nachteile ist das Leben hier mehr positiv als negativ. Es gibt nicht viel, was mir in Österreich abgeht, gerade hier in dieser Region.

Klaxon Mobility GmbH

Klaxon Mobility ist ein 2015 gegründetes Unternehmen, das Elektromobilitätslösungen entwickelt und umsetzt. Die Innovation von Klaxon zeigt sich an Klick: einem leistungsstarken Antrieb, mit dem sich ein manueller Rollstuhl mit nur einem „Klick“ und minimalem Aufwand in einen Elektrorollstuhl verwandeln lässt – um schneller, entspannter und mit mehr Spaß unterwegs zu sein. Die Klaxon Mobility GmbH erzielte 2021 einen Umsatz von rund 3 Millionen Euro, Tendenz steigend. Das Unternehmen beschäftigt 15 Mitarbeiter und seine Produkte werden in 35 Ländern weltweit verkauft. 

 

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