Atos – 100 Standortkriterien führten letztlich zur Entscheidung für Wien
13. April 2022Wien wird für Atos zu einem Headquarter-Standort aufgewertet. Die neue Firmenzentrale bietet Platz für 1.000 Mitarbeiter:innen, von denen viele internationale Fachkräfte sein werden. Eines der zentralen Standortargumente war daher die Lebensqualität in Österreichs Hauptstadt. In Österreich werden aber ebenso Lösungen für die Raumfahrtindustrie oder für Offshore-Windparks entwickelt.
Fragen an Johann Martin Schachner, CEO von Atos Österreich
Im März 2022 haben Sie erneut in ein neues Headquarter in Wien investiert. Sie haben sich frühzeitig mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen und deren Anforderungen an eine neue Arbeitswelt auseinandergesetzt und diesen Prozess gestartet, als ‚New Way of Work‘ noch mehr Buzzword als Realität war. Nun setzen Sie in Österreich als weltweit erste Niederlassung innerhalb der Atos-Gruppe dieses Konzept um. Bedeutet das auch ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkt Österreich?
Definitiv. Wir werden rund sieben Millionen Euro in das neue Headquarter investieren und allein in den Jahren 2022 und 2023 mehr als 250 neue Mitarbeiter:innen – von Lehrlingen bis hin zu erfahrenen Senior Experts – einstellen. Wir sind in allen Bundesländern Österreichs fest verankert und können unsere Kunden mit der Kraft eines global agierenden Unternehmens unterstützen.
Was war entscheidend für die Wahl des neuen Standortes?
Insgesamt haben wir mögliche Standorte nach rund 100 Kriterien bewertet – wie etwa Anbindung an den öffentlichen Verkehr, ökologische Anforderungen an das Gebäude, Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Anzahl von Ladestationen für E-Bikes und E-Autos sowie Umsetzbarkeit des Raumkonzepts, das auf ein hohes Maß an Kollaboration ausgerichtet ist.
Die neue Firmenzentrale von Atos in Österreich mit einer Fläche von 5.100 m² bietet Platz für 1.000 Mitarbeiter:innen, die von einer innovativen und von ihnen selbst gestalteten Arbeitsumgebung profitieren werden. Was konkret bieten Sie an, um die besten Talente in Ihr Team zu holen und wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft Ihrer Meinung nach aus?
Was unsere Talente antreibt, ist, dass sie aktiv an der Digitalisierung Österreichs sowie in weltweiten Projekten mitwirken und einen echten Sinn in ihrer Tätigkeit sowie einen echten Nutzen für Gesellschaft und Wirtschaft sehen. Ob Bürger:innen-Services, Satelliten-Testing, Ökostromerzeugung oder Industrie 4.0 – mit unseren Lösungen werden Arbeitsplätze geschaffen und wir tragen zur Wettbewerbsfähigkeit von österreichischen Unternehmen sowie zur digitalen Zukunft des Landes bei.
Wie ist der Anspruch der besten Köpfe an die Arbeitswelt und ändert sich auch die Bedeutung der Work-Life-Balance?
Die Ansprüche sind überaus divers – unser Team besteht aus Mitarbeiter:innen verschiedenen Alters und Backgrounds sowie mit unterschiedlichen Ansprüchen an ihren Arbeitsplatz. Daher ist es wichtig, als Unternehmen flexibel zu sein und nicht nur ein starres Modell anzubieten. Wir bieten daher ein hybrides Modell an, sodass sich unsere Mitarbeiter:innen beispielsweise aussuchen können, ob und zu welchem Zweck sie jeweils im Büro oder im Homeoffice arbeiten möchten.
Ist Österreich ein guter Standort, um internationale Fachkräfte an Ihr Unternehmen zu binden?
Ja, unbedingt. Österreich bietet neben Stabilität und Rechtssicherheit vor allem eine sehr hohe Lebensqualität, die nicht überall selbstverständlich ist, auch nicht innerhalb der EU. Die zentrale Lage Österreichs, auch als Drehscheibe Richtung CEE-Region, ist ebenso ein wichtiger Standortvorteil. Das ist sicher auch der Grund dafür, warum viele internationale Unternehmen Österreich als ihren zentralen CEE-Standort nutzen.
Wie wichtig ist im Bereich der Dataservices die Unabhängigkeit von den USA und was bietet der Standort Österreich hier?
Natürlich werden viele digitale Services von US-Firmen angeboten. Der österreichische Standort hat den Vorteil, dass die Einhaltung lokaler sowie europäischer Standards wie etwa der Datenschutzgrundverordnung gewährleistet werden kann. Wir sind unter anderem Ö-Cloud-zertifiziert, das schafft Vertrauen, Sicherheit und Transparenz, auch weil sämtliche Angaben zu 135 Qualitätskontrollen vollständig online einsehbar sind.
Welche Rolle spielt Atos Österreich bei der Entwicklung neuer Produkte im Konzern? Wie würden Sie die Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft in Österreich bewerten – auch im Vergleich mit anderen Ländern?
Unsere Mitarbeiter:innen arbeiten beispielsweise an der Entwicklung von Lösungen für die europäische Raumfahrt oder für Offshore-Windparks auf der ganzen Welt mit. Überdies sind sie an vielen internationalen Projekten beteiligt – wie etwa an einem SAP-Roll-out in Brasilien, der während der Pandemie komplett remote durchgeführt wurde. In Österreich kooperieren wir mit einer Reihe an Forschungseinrichtungen und Hochschulen wie etwa der Technischen Universität Wien, der FH Technikum oder der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt überaus erfolgreich zusammen.
Und insgesamt, welche Rahmenbedingungen am Standort Österreich sind für den Erfolg von Atos am Standort besonders wichtig?
Neben dem bereits erwähnten hohen Maß an Stabilität und Rechtssicherheit ermöglicht uns die österreichische Gesetzgebung auch im zunehmenden Maße, unseren Mitarbeiter:innen flexibles Arbeiten anzubieten. Wo noch nachgebessert werden sollte, ist der Bereich Ausbildung von IT-Fachkräften: Zwar werden hochwertige Lehren und Studiengänge angeboten, aber es sind noch immer zu wenige Absolvent:innen, um den Bedarf abzudecken.
Ganz konkret zum Thema Förderungen wie etwa der Forschungsprämie: Inwieweit hat das Einfluss auf Investitionsentscheidungen von Atos am Standort Österreich?
Tatsächlich hat dies einen großen Einfluss auf unsere Investitionsentscheidungen. Viele Projekte wären ohne diese gar nicht erst umsetzbar. Außerdem ermöglichen diese Förderungen, dass topqualifizierte österreichische Fachkräfte in solchen Projekten arbeiten und auch in Österreich gehalten werden können. Das ist ein weiterer Aspekt, der Österreich zu einem attraktiven Standort macht.
Wie hat sich der Standort Österreich aus Ihrer Sicht über die Jahre verändert? Was ist besser geworden, was war früher besser als heute?
Seither ist die Digitalisierung des öffentlichen Sektors sowie der Wirtschaft massiv vorangeschritten – und das schon lange vor der Pandemie. Das Grundverständnis dafür, welche Vorteile und welchen Nutzen die Digitalisierung bringt, hat sich nachhaltig verfestigt. Und nun wollen die Menschen – zu Recht – nicht mehr auf Angebote wie Mobile Parking, E-Rezept, E-Ticketing oder Onlineshopping verzichten. Positiv anzumerken ist zudem, dass sich flexible Arbeitsmodelle in Unternehmen zunehmend durchsetzen, was wiederum Fachkräfte anzieht.
Gab es besonders prägende, einschneidende Ereignisse, Wendepunkte oder persönliche Erlebnisse in der Unternehmensgeschichte am Standort Österreich, die besonders in Erinnerung bleiben?
Ein prägender Wendepunkt waren sicher die vergangenen zwei bis drei Jahre: Nach umfangreichen Mitarbeiter:innen-Befragungen zu unseren Werten stand 2019 für uns fest, dass wir eine neue Art des Arbeitens brauchen, um den Bedürfnissen unserer Belegschaft sowie den Anforderungen einer zukunftsgerichteten Arbeitsumgebung gerecht zu werden. Den ersten Lockdown haben wir dann genutzt, um unsere Wünsche und Werte zu reevaluieren. In der Zeit bin ich außerdem 50 geworden und ab dem Alter stellt sich die Frage nach dem Sinn des eigenen Tuns, man beginnt vieles zu hinterfragen. Mir persönlich ist es mehr denn je wichtig, einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Denn als CEO eines großen Unternehmens ist man nicht nur in der Lage, das zu tun, meiner Auffassung nach hat man sogar die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen.
Könnten Sie uns bitte kurz die wichtigsten Meilensteine der Aktivitäten von Atos in Österreich schildern?
Zu den wichtigsten Meilensteinen gehören zum einen diverse Zukäufe wie etwa jener des Security-Experten SEC Consult im vergangenen Jahr. Zum anderen konnten wir unsere Kundenbasis stark erweitern – inzwischen betreuen wir Hunderte Unternehmen aus so gut wie allen Branchen. So konnten wir unseren Umsatz in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppeln. Zugleich sind wir sehr stolz darauf, einige unserer Kunden wie etwa die Verbund AG seit mehr als 25 Jahren zu servicieren.
Im Moment arbeiten wir an einer strategischen Neuausrichtung der Atos Group rund um die Kernbereiche Daten und Applikationen auf der einen Seite und Infrastruktur auf der anderen Seite.
Haben Sie Wünsche an den Standort Österreich oder die ABA?
Wichtig ist, dass proaktiv gegen den IT-Fachkräftemangel vorgegangen wird – sei es durch einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt für Talente aus Drittstaaten oder eben durch ein Aufstocken von Lehrstellen und Studienplätzen. Überdies würde ich mir wünschen, dass die Gesetzeslage hinsichtlich flexibler Arbeitsmodelle weiter ausgebaut wird.
Und noch eine abschließende Frage: Was schätzen Sie persönlich am meisten an Österreich?
Was ich besonders schätze, ist der Mix aus Tradition und Innovation: Österreich verfügt über eine Reihe an global erfolgreichen Traditionsunternehmen, die Innovationen „made in Austria“ vorantreiben, sowie über eine rege Start-up-Szene. Im vergangenen Jahr wurden 2.480 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt angemeldet, weltweit wurden insgesamt 11.031 Patente von österreichischen Erfinder:innen angemeldet – das ist sehr beachtlich und spricht für die hohe Qualität Österreichs als Standort.
Atos IT Solutions and Services GmbH
Atos, ein französisches IT-Unternehmen mit weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter:innen, ist seit fast 30 Jahren in Österreich vertreten. Atos ist europäischer Marktführer für Cybersecurity sowie Cloud- und High-Performance-Computing.
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